Die Saat Jahrzehnte langer rassistischer und anti-muslimischer Hetze gegen Migrant*innen und Geflüchtete ging auch am 19.2.2020 in Hanau auf. Ein Täter ermordete neun Menschen aus rassistischen und völkischen Motiven.
Ferhat Ünver, 22 Jahre, ist ein Kind kurdischer Eltern. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und hat seine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur abgeschlossen. In der Türkei ist er nie gewesen. Sein Großvater kam als Arbeiter nach Deutschland. Er traf sich oft mit seinen Freunden in der Arena Bar, wo er von dem Rassisten erschossen wurde.
Mercedes Kierpacz, 35 Jahre, ist deutsche Staatsbürgerin und Angehörige der nationalen Minderheit der Roma. Sie hat am Tatabend in der Arena Bar gearbeitet. Sie war schwanger und hinterlässt zwei Kinder.
Sedat Gürbüz ist 30 Jahre und der Besitzer der Shishabar Midnight. Er hinterlässt einen Bruder.
Gökhan Gültekin, 37 Jahre alt, gebürtig in Hanau, ist der Sohn einer kurdischen Familie, die seit 1968 in Hanau lebt. Er ist gelernter Maurer und arbeitete nebenberuflich als Kellner.
Hanza Kurtović, 20 Jahre alt, lebt in Hanau und hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen. Er wurde in der Shishabar Midnight von dem rassistischen Täter erschossen. Seine Familie stammt aus Prijedor in Bosnien-Herzegowina. Sein Vater, er und seine drei Geschwister waren in Deutschland geboren.
Kaloyan Velkov, 33 Jahre alt, ist bulgarischer Roma und lebt seit 2 Jahren in Deutschland. Er ist der Wirt der Bar La Votre neben der Shishabar Midnight. Er hinterlässt einen kleinen Sohn.
Vili Viorel Paun kam als 16-jähriger rumänischer Roma nach Deutschland, um Geld für die medizinische Behandlung seiner Mutter zu verdienen. Er ist das einzige Kind seiner Eltern und arbeitet bei einem Kurierdienst.
Said Nessar Hashemi ist Deutsch-Afghane mit doppelter Staatsbürgerschaft und ist in Hanau aufgewachsen. Er hat eine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer. Sein 23-jähriger Bruder überlebte den Anschlag schwer verletzt.
Fatih Saraçoğlu war vor drei Jahren aus Regensburg nach Hanau gezogen. Auch er wurde in der Shishabar Midnight erschossen.
Verständlicherweise ist nun die Angst der Begleiter von vielen Migrant*innen und Geflüchteten. Wir wollen uns jedoch auch daran erinnern, dass dies nicht der erste mörderische Anschlag von Rassisten und Rechtsextremisten gegen vermeintlich „Fremde“, gegen Migrant*innen und Geflüchtete ist. Im Gegenteil sind in Deutschland vom Aussehen oder ihrer Abstammung her angeblich „Fremde“ seit Jahrzehnten Opfer von gewaltsamen Angriffen, Morden und alltäglicher Diskriminierung und Ausgrenzung.
Wir wollen Nichts vergessen. Wir wollen Alle, die Opfer von Rassismus und Rechtsradikalen wurden, in unserem Gedächtnis behalten.
Wir wollen uns von den Rassisten und Rechten nicht unterkriegen lassen. Gemeinsam wollen wir gegen Rassismus und gegen Rechtsradikale aufstehen und uns nicht nach Abstammung, Kultur oder Religion spalten lassen.
Wir sagen „Nein!“ zu jeder Art von Zusammenarbeit mit Rassisten und Rechtsradikalen unter welchem Firmenschild sie auch immer antreten.
1.3.2020: Dr. Peter Milde (Mitglied des Vorstands der Wilden Rose e.V. – Interkulturelles Jugendnetzwerk im BDP)
Maison du Maroc (Verein zur Förderung des interkulturellen und internationalen Austauschs und der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und Völkerverständigung)